Mobile World Congress in Barcelona, IFA in Berlin, CES in Las Vegas. Das heißt, die neuesten Gadgets ausprobieren zu können teilweise Monate bevor sie auf den Markt kommen. Und das in drei der coolsten Städte der Welt. Ein ziemlich genialer Job für IT-Journalisten. Ich bin in den nächsten Tagen auf der IFA und werde vor Ort von den neuen Galaxys, Xperias und anderen Gschisti-Gschastis berichten. Zu lesen alles auf derStandard.at/Web. Darum hier nun ein kleiner Blick hinter die Kulissen, wie es ist, auf einer IT-Messe vor Ort zu arbeiten.
Die Messegelände von IFA, MWC und CES sind riesig. So riesig, dass es vor allem auf IFA und CES Shuttlebusse gibt, die das Publikum von einer Halle zur nächsten bringen. Die Messehallen sind ihrerseits so enorm, dass man Lagepläne braucht, um sich zurecht zu finden, wo welcher Stand ist und wo sich der Ausgang zur nächste Halle befindet. Ein Tag auf einer Messe bedeutet also in erster Linie Kilometer, die man herumläuft (mit dem Laptop ständig im Gepäck).
Essen auf den Messen – reimt sich zwar, ist aber deswegen nicht gut. Am MWC gibt es mehrere Stände vor allem mit Pizza, Chips, Cookies, Muffins und Ciabatta mit Prosciutto zweifelhafter Frische. Auf der IFA kann man sich mit Brezel, Currywurst und Pommes vollstopfen. Auf der CES bekommt man (als Pressemensch) immerhin recht ausgewogen wirkende Lunchpacks, die man sich mit Coupons abholen kann. Die Messen zum Mittagessen verlassen geht sich kaum aus, denn es gilt jede verfügbare Sekunde zu nutzen.
Hinsetzen und in Ruhe essen? Fehlanzeige. Die Bereiche, die tatsächlich zum Sitzen und Essen vorgesehen sind, sind natürlich heißbegehrt. Nicht zuletzt, weil es dort auch meist stabiles WLAN gibt. Also trifft man auf den Messen reihenweise Besucher an, die sich in den Gängen, an die Rückwände von Messeständen gelehnt, am Boden laben. (Manche nutzen das auch gleich für ein Schläfchen. Ich nicht.)
Zum Arbeiten eignet sich das Hotelzimmer am Abend prinzipiell am besten, weil man seine Ruhe hat, eine eigene Steckdose und (idealer Weise) eine gute Internetverbindung. Die durchaus großen Pressezentren sind da weniger einladend, aber vor allem für Online-Journalisten unvermeidbar, wenn die Artikel zeitnah erscheinen sollen. Also: warten auf einen der begehrten Plätze mit Tisch und Sessel, Steckdose und LAN-Kabel. Kann schon mal 15+ Minuten dauern. Immerhin: Kuchen, Kaffee und Cola gibt’s für die Presse meist gratis. Zucker und Koffein immer und everywhere.
MWC und CES sind reine Business-Messen. Neben Journalisten tummeln sich dort vor allem Menschen aus Telekom- und Unterhaltungsbranche. Anzüge und Kostüme so weit das Auge reicht. Geschäftsanbahnungen. Auf die IFA darf jede/r, was es für Journalisten eine Spur schwieriger macht, sich zu den interessanten Geräten vorzukämpfen. Klar: dafür wären Pressekonferenzen da. Aber die werden zunehmend zu Events ausgebaut, sodass man auch dort kaum Ruhe findet, sich mit einem neuen Gerät länger auseinanderzusetzen. Also Stände einzeln abklappern, brav warten bis man dran ist, ein paar Minuten mit dem neuen Smartphone spielen, Notizen machen, fertig.
Für Interviews gibt es zeitlich sehr knapp begrenzte Slots, meist 20 bis 30 Minuten. Nicht selten in größerer Runde mit anderen Journalisten. Die PR-Menschen bemühen sich, für die jeweiligen Journalisten regional passende Ansprechpartner zu finden. Die überregionalen Chefs und CEOs sind allerdings interessanter, aber auch schwerer zu bekommen. Gerade für Journalisten aus dem kleinen Österreich.
Zu Booth-Babes (also meist leicht bekleidete Mädels, sehr selten Jungs, die das Publikum auf einen bestimmten Hersteller aufmerksam machen sollen) habe ich drei Worte: sexistisch, unangenehm, peinlich. Auch für BesucherInnen.
Am letzten Tag kann man sich dann meist doch noch ein paar Stunden für ein bisschen Sightseeing und Shopping freischaufeln, bevor es zum Flughafen zurückgeht. Dafür sind Barcelona, Las Vegas und Berlin natürlich ein Traum.
Zurück zu Hause hat man meist noch einen Haufen voll Geschichten und Ideen im Gepäck, von denen man einige noch abarbeiten kann, aber nicht alles schafft. Darüber hinaus: Kreuzschmerzen, Blasen an den Füßen und ein beleidigter Magen vom Fast Food. Am ersten Tag danach schwört man sich noch: „nie wieder“. Am zweiten Tag sind die gröbsten Wehwehchen vergangen. Und dritten Tag wirft man bereits heimlich einen Blick auf den Kalender, wann die nächste Messe stattfindet. Ein bisschen masochistisch ist ja jeder Journalist.